Juli 2018

Quelle: Hamburger Abendblatt (17.07.2018)

April 2018

— MARNE —

Wissenschaftlerinnen erfassen

ethnologische Gegenstände

im Heimatmuseum

von Redaktion • Dienstag, 24. April 2018 • 12:05 Uhr • Digital

 

Marne - Eine Pfeilspitze zeigte ihnen den Weg: Die Wissenschaftlerinnen Tanja Hörmann und Dr. Claudia Kalka sind im Marner Heimatmuseum auf der Suche nach Gegenständen aus fernen Ländern.

Vorsichtig entfernt Dr. Claudia Kalka die Plastikfolie. Darunter kommt eine in Brauntönen gehaltene Keramikkugel zum Vorschein: ein Relikt der Nazca-Kultur aus Peru – und das im Marner Heimatmuseum.

Gemeinsam mit der Historikerin und Projektleiterin Tanja Hörmann ist die Ethnologin Kalka momentan auf der Suche nach genau solchen Schätzen. Seit Herbst besuchen die beiden Museen in Schleswig-Holstein und Süddänemarkt, um dort die enthnografischen Bestände zu erfassen und zu digitalisieren. „Wir erhoffen uns so mehr Erkenntnisse“, schildert Kalka. Und Hörmann fügt hinzu: „Wir wollen der Landesgeschichte etwas Gutes tun.“

EIN ERSTER BLICK AUF DEN SCHATZ

Dabei steht die Forschung erst einmal nicht im Fokus. Stattdessen werden alle Gegenstände der verschiedenen Museen mit ihrer Inventarnummer, ihren Maßen und weiteren Details erfasst und fotografiert. Später werden diese Daten digital zur Verfügung gestellt. Einen ersten Blick auf den Schatz gibt es auf der Internetseite www.sh-welt.de. Dort zeigen die Wissenschaftlerinnen jeden Monat ein ausgewähltes Objekt. Die ganze Bandbreite an ethnologischen Schätzen in Schleswig-Holstein wird später unter anderem über die Deutsche Digitale Bibliothek einsehbar sein. Sie stehen der Öffentlichkeit und Forschern zur Verfügung. Auf diesem Wege sollen zum Beispiel Fragen geklärt werden, wie die danach, wie Schleswig-Holstein in die Kolonialzeit verstrickt war. Die Museen erhielten zudem einen besseren Überblick darüber, welche anderen Gegenstände sich in anderen Einrichtungen befinden.
Nach Marne sind die beiden Wissenschaftlerinnen zufällig gekommen. Anfang des Jahres besuchten sie das Museum für Archäologie und Ökologie in Albersdorf. Dabei kam ihnen unter anderem eine Pfeilspitze unter, die aus der Marner Einrichtung stammte. „Ich finde die Sammlung hier sehr interessant“, sagt Hörmann. „Eigentlich hatte ich nur mit mehr Pfeilspitzen gerechnet.“ Doch stattdessen konnten sie mit Hilfe von Ilse Reese vom Heimatmuseum noch mehr Gegenstände ausfindig machen, die genau in das Profil des Projektes passen. Neben der Keramik aus Peru sind das etwa Götzenfiguren aus der Südsee und Schachfiguren aus Elfenbein. Immer mehr kommt zum Vorschein, was zum Beispiel über Erbschaften in den Besitz des Museums gekommen ist.

21 MUSEEN AUF DEM PLAN

„Vieles ist in Magazinen“, sagt Kalka. In diesen Lagerräumen schlummern verborgene Schätze, und manchmal wisse das Museum selbst gar nicht, was es da eigentlich besitze. So mancher Irrtum wird aber auch aufgeklärt. In dem Husumer Museum, in dem Hörmann arbeitet, gibt es zum Beispiel eine chinesische Vase – oder besser gesagt: Es gab eine chinesische Vase. Denn Kalka stellte fest, dass es sich bei dem Objekt mitnichten um einen Gegenstand aus dem fernen Osten handelte. „Delft in den Niederlanden, zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts“, lautete ihre Bestimmung.
21 Museen haben die beiden bislang auf ihrem Plan. Federführend ist der Museumsverbund Nordfriesland, der sich beim Bund um die entsprechenden Fördergelder beworben hatte. Doch noch immer melden sich Einrichtungen, schildern die beiden Frauen. Bis 2020 haben sie Zeit, um alles zu katalogisieren. Der größte Batzen, so Hörmann, werde das Museum in Schloss Gottorf. Dafür werden sie sicherlich ein ganzes Jahr brauchen, schätzen sie.
Doch zunächst ist Marne an der Reihe. Kalka sucht nach der Inventarnummer der Keramik. Sie ist gut versteckt an einer nahezu schwarzen Stelle am Boden verborgen. Kalka notiert sie in den Unterlagen, dann vermisst sie die Keramik und macht mit einer kleinen Kamera Arbeitsfotos. Mit ihrer Hilfe will sie später versuchen, noch mehr über den Gegenstand herauszufinden, etwa, wofür er bestimmt war und ob die Malerei einen bestimmten Hintergrund hat. Danach ist Tanja Hörmann an der Reihe. Sie stellt das Objekt in ein kleines Zelt, das von beiden Seiten beleuchtet wird. Ein paar Fotos, schon ist alles erledigt. Vorsichtig wird die Keramik wieder verpackt. Das nächste Stück steht bereits bei Kalka auf dem Tisch.

 

Quelle: Marner Anzeiger (25.04.2018)

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